Der Semper talis Bund e.V.
von Oberstabsfeldwebel a.D. Heinz-Günter Jansen
Das am 15. Februar 1957 aufgestellte Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung wahrt seit dem 13. Mai 1961 Werte und Normen der im Semper talis Bund (StB) vereinigten ehemaligen Garderegimenter. Eine direkte Tradition zum Ersten Grade-Regiment zu Fuß und zum Infanterie-Regiment 9 führt das Wachbataillon BMVg heute nicht mehr.
- Unser Handeln gilt politischem Zweck. Der Primat der Politik entbindet nicht von der Mitverantwortung.
- Politisches und militärisches Handeln ist an die Werte des Grundgesetzes gebunden.
- Wir leben Kameradschaft und Korpsgeist.
- Wir orientieren unser Handeln an der Forderung, Freiheit in Verantwortung zu leben und in Freiheit zu dienen.
Der StB wurde 1921 in Potsdam von Angehörigen des ehem. Kgl.preuß. Ersten Garde-Regiments zu Fuß (EGRzF) gegründet.
Schon wenige Monate nach Beendigung des ersten Weltkrieges, im Januar 1919, kamen ehemalige Offiziere des Regiments zusammen mit dem Ziel, die Überlieferung des bewährten Regiments und die Kameradschaft aus Frieden und Krieg zu pflegen.
Während der zwanziger Jahre bis zum Verbot seiner Aktivitäten durch die NS-Machthaber wurden durch den Semper talis Bund im ganzen deutschen Reich Ortsgruppen gegründet, so dass der Bund in dieser Zeit weit über 10.000 Mitglieder zählte. Sie kamen aus dem alten Stamm-Rgt sowie den bei Beginn und während des Krieges aufgestellten Neuformationen, insbes. 1. Garde-Res-Rgt und die Reserve-Inf.Rgt 241 u. 242.
Während die Satzung des Bundes auch die Hilfe für in Not geratene Mitglieder zum Inhalt hatte – die Not war gerade in den 20er Jahren sehr groß – gab sie parteipolitischen oder religiösen Erörterungen keinen Raum.
In der Reichswehr wurde die Tradition des EGRzF von der 1. Kompanie des 9. (Preuß.) Infanterie-Regiments (IR 9), Potsdam, übernommen; in der Wehrmacht führten ab 1937 Stab, I. Btl. sowie 13. u. 14. Kp/IR 9 die Überlieferung gemeinsam.
1938 kamen zum 250jährigen Gründungsfest des EGRzF in Potsdam fast 5000 Angehörige der alten Regimenter zusammen. Im gleichen Jahr wurde der StB durch das Nazi-Regime aufgelöst. Erst 1953 konnte der StB in Essen wieder aktiviert werden.
Er nannte sich fortan "Semper Talis Bund der Angehörigen des alten Ersten Garde-Regimentes zu Fuß, des Regiments der Gardes du Corps und der aus ihnen hervor gegangenen Truppenteile: 1. Garde-Reserve-Regiment, Reserve Inf. Regiment 204, Res. Inf. Regiment 261, Inf. Regiment 442, Inf. Regiment 9, Reiter Regiment 4“.
Festschrift, Semper talis Bund, Regimentstag 1955 in Köln
Er gliederte sich in folgende Gruppen:
- Landesgruppe Berlin Semper Talis
- Landesgruppe Schleswig-Holstein
- Landesgruppe Hamburg
- Gruppe Hannover
- Gruppe Osnabrück
- Gruppe Bielefeld
- Landesgruppe Westfalen
- Gruppe Essen
- Gruppe Münster - Münsterland
- Landesgruppe Rheinland
- Verein "Garde" Düsseldorf
- Kameradschaft Köln
- Gardekameradschaft Barmen
- Landesgruppe Hessen
Die Gruppen-Zusammenstellungen und Mitgliederzahlen variierten in den folgenden Jahren. Es folgten mehrere Regimentstage und Ehemaligentreffen; ein besonders großes feierte man am 21.05.1955 in Köln. Es bestand eine tiefe Verbundenheit der ehemaligen Angehörigen des Regimentes und auch des Hauses Hohenzollern mit dem Semper talis Bund und dem Ersten Garderegiment zu Fuß. Am 13.05.1961 wurde in einem feierlichen Akt in Siegburg die Tradition des alten Ersten Garde-Regiments zu Fuß auf das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung übertragen. Durch den Kommandeur, Oberstleutnant Erwin Koch, wurde die 2. Kompanie mit der Geschäftsführung beauftragt. Der Titel des StB lautet seit dem: "Semper talis Bund der Angehörigen des alten Ersten Garde-Regimentes zu Fuß, des Regiments der Gardes du Corps und der aus ihnen hervorgegangenen Truppenteile: 1. Garde-Reserve Regiment, Reserve-Inf. Regiment 204, Res.-Inf. Regiment 261, Inf. Regiment 442, Inf.-Regiment 9, Reiter-Regiment 4, Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung".
Das Wachbataillon wahrt nunmehr bereits seit 21 Jahren mit dem EGRzF und (Preuß) 9. IR 9 die würdigende Erinnerung an preußische Truppenverbände. Schreiben und Aussagen führender Persönlichkeiten der Bundesrepublik Deutschland unterstrichen dies. So ist beispielsweise der Brief des ehemaligen Bundespräsidenten, Dr. Richard Freiherr von Weizsäcker anzuführen, indem er am 8. Mai 1989 an den Kommandeur des Wachbataillons, Oberstleutnant Bahr, schreibt: "Ich bin immer stolz gewesen auf mein Regiment (Infanterie-Regiment 9, Potsdam), auf die Traditionsverbände und auf die Nachfolger, das Wachbataillon an der Spitze." Weitere Beispiele ließen sich mannigfach finden. Dr. v. Weizäcker war im Zweiten Weltkrieg selbst Offizier im Infanterie-Regiment 9. Das Wachbataillon pflegt zwar nicht die Tradition beiden Regimenter, gleichwohl achtet und bewahrt das Wachbataillon noch heute bewusst die Werte und Normen nicht nur der Garderegimenter der ehemaligen preußischen Armee, sondern auch der anderen deutschen Teilstaaten. Das Wachbataillon fühlt sich vor allem den Werten von Aufrichtigkeit und Standhaftigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Treue sowie der freiheitlichen demokratischen Grundordnung verpflichtet.
Übertragung der Tradition des alten Ersten Garde-Regiments zu Fuß auf das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung im Jahr 1961
Festakt
Im Semper-talis-Blatt war zu diesem Festakt zu lesen:
"Der 13. Mai 1961 war für den StB ein besonders denkwürdiger Tag, der die Erfüllung brachte, unsere alte stolze und ruhmreiche Tradition nach damals 273 jährigem Bestehen auf das Wachbataillon beim Bundesminister der Verteidigung in Siegburg überzuleiten. Der Übergabe-Festakt, dem das geschlossene Offizierskorps des Wachbataillons unter Führung des Kommandeurs, Oberstleutnant Koch, beiwohnte, und zu dem die 2. Kompagnie unter ihrem Chef, Hauptmann Falkenstein, in Paradeaufstellung angetreten war, bot ein besonders eindrucksvolles Bild einer strammen, militärischen Ausbildung, so, wie es auch einst beim alten Ersten Garde-Regiment zu Fuß in Potsdam war. Das Musikkorps begleitete die Feierlichkeiten mit unseren alten unvergessenen Märschen."
Unter den ca. 200 angereisten Angehörigen des StB befanden sich auch der Schirmherr, Prinz Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen, der 1. Vorsitzende des StB, Oberstleutnant von Alvensleben.
Bis 1945 war der StB in die Verwaltung der sozial tätigen Stiftung des „von Rohdich´schen Legatenfonds“ eingebunden; diese Verbindung war Voraussetzung für die erneute Belebung der Stiftung nach der Wiedervereinigung Deutschlands.
Am 20.08.1967, fast genau 97 Jahre nach dem Tag der Schlacht bei St. Privat am 18.08.1870, wurde ein neues Denkmal des Ersten Garde Regiments zu Fuß an dieser Stelle eingeweiht. Das alte Denkmal war schon zwischen den Weltkriegen zerstört worden. Von September 1964 an hatte der StB für dieses Denkmal gesammelt und die notwendigen Genehmigungen bei den französischen Behörden eingeholt.
Im Juli 1967 war das Fundament fertig und nun wurde der Gedenkstein, welcher bis dahin auf dem Kasernenhof des Wachbataillons beim BMVg in Siegburg gestanden hatte, vom Wachbataillon nach St. Privat geschafft und dort gemeinsam mit Pionieren der Garnison Metz auf das feste Fundament aus Bruchstein aufgestellt. Im Rahmen der Jahrestagung des StB in Saarbrücken, bei dem auch der deutsche Militärattaché in Paris, Oberst i. G. Bucksch, und General Vaillant, Militärattaché bei der französischen Botschaft in Bonn, anwesend waren, fand ein großer Festakt statt. Am 20.08.1967 wurde in St. Privat feierlich der Gedenkstein enthüllt. Es ist ein wuchtiger Stein mit Gedenkplatte und folgender Inschrift: "Am 18. August 1870 fielen beim Angriff auf St. Privat der Kommandeur Oberst v. Roeder und 361 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften des Ersten Garde-Regiments zu Fuß. Semper talis.". Aufgestellt ist er etwa 20 Schritt entfernt vom und im rechten Winkel zum nicht gesprengten Original-Denkmal des 3. Garde-Regiments zu Fuß.
links: 1967 Copyright: Semper talis Bund, rechts: 2006 Copyright: Martin Robert Galle
2006 Copyright: Martin Robert Galle
Die Festrede hielt in französischer Sprache der Schirmherr des StB, Prinz Albrecht von Hohenzollern.
Die Tradition des StB wird in einer vielbeachteten militärhistorischen Ausstellung in der Julius - Leber - Kaserne Berlin dargestellt. Insbesondere werden auch die aus dem IR 9 hervorgegangenen Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime geehrt.
Die heutigen Mitglieder des StB sind aktive und ehem. Angehörige des Wachbataillons BMVg. Aus den Traditionsverbänden früherer Tage wird es heute keinen lebenden Zeitzeugen mehr geben. Die neun Vorstandsmitglieder sind überwiegend aktive oder ehemalige Angehörige des Wachbataillons mit dem Kommandeur des Wachbataillons als Bundesvorsitzender.
Die zeitgemäße Förderung und Pflege der Tradition unter besonderer Berücksichtigung der Garnisonstädte Berlin und Potsdam sowie die soziale Betreuung der im Ruhestand lebenden Mitglieder und deren Angehörigen sind die vorrangigen Ziele des Bundes.
Bei mehreren Gemeinschaftsveranstaltungen im Jahr mit dem Wachbataillon wird die kameradschaftliche Bindung, auch unter Einbeziehung der Familienangehörigen, gepflegt.
Mit dem Bundeswehr Sozialwerk e.V. wurde im Jahre 2005 eine Kooperation vereinbart, die den Mitgliedern des StB gleiche Rechte einräumt, wie den Mitgliedern des Bundeswehr- Sozialwerks.
Als Informationsquelle dient das Magazin „Der Gardist“, das durch den StB regelmäßig herausgegeben wird.
Die Bundesvorsitzenden
- 02.05.1921 - 06.02.1932 - GenLt a. D. Friedrich von Friedeburg
- 06.02.1932 - 08.08.1938 - GenMaj a. D. Prinz Eitel Friedrich von Preußen
- 08.08.1938 - 27.04.1945 - GenMaj a. D. Rudolf von Oppen
- 10.05.1953 - 03.04.1963 - Oberstleutnant a. D. Udo von Alvensleben
- 26.05.1953 - 08.05.1971 - Major a. D. Klaus von Werder
- 08.05.1971 - 20.09.1975 - Oberst a. D. Harald von Selchow
- 28.05.1976 - 17.01.1990 - Oberst Eduard Brücker
- 17.01.1990 - 04.03.1991 - Oberstleutnant Jörg Bahr
- 04.03.1991 - 02.09.1993 - Oberstleutnant Jürgen Sengespeick
- 02.09.1993 - 12.09.1996 - Oberstleutnant Stephan Schäfer
- 09.12.1996 - 16.09.1999 - Oberstleutnant Uwe Pomplun
- 16.09.1999 - 28.03.2002 - Oberstleutnant Artur Schwitalla
- 28.03.2002 - 10.12.2004 - Oberstleutnant Peter Utsch
- 10.12.2004 - 29.09.2006 - Oberstleutnant Michael Matz
- 29.09.2006 - 10.12.2008 - Oberstleutnant Frank Schuster
- 10.12.2008 - 07.09.2011 - Oberstleutnant Marcus Göttelmann
- 07.09.2011 - 04.09.2013 - Oberstleutnant Michael Krobok
- 04.09.2013 - 19.01.2016 - Oberstleutnant Dr. Axel Dohmen
- 19.01.2016 - 28.09.2018 - Oberstleutnant Patrick Bernardy
- 28.09.2018 - 10.06.2022 - Oberstleutnant Kai Beinke
- 10.06.2022 – 01.02.2024 Oberstleutnant Hans Domrich
- seit dem 01.02.2024 Oberstleutnant Maik Teichgräber
sowie die Bundesgeschäftsführer
- 02.05.1921 - 28.05.1934 - Unteroffizier a.D. Franz Seiß
- 28.05.1934 - 08.08.1938 - Major a.D. Otto von Roeder
- 10.05.1953 - 28.05.1972 - Gefreiter a.D. Martin Grimmiger
- 28.05.1972 - 08.09.2010 - Oberstabsfeldwebel a.D. Heinz-Günter Jansen
- 08.09.2010 - 31.08.2016 - Hauptmann a.D. Ernst Schüßling
- ab 01.09.2016 - Oberstabsfeldwebel a.D. Christoph Patzak
seit der Gründung des StB im Jahre 1921.